Die Mizuho Bank entstand 2002 durch die Fusion dreier Großbanken und blickt auf eine lange Geschichte zurück, die bis zur Entstehung des japanischen Kapitalismus in der Meiji-Ära zurückreicht. Heute vereint Mizuho Fachwissen in allen Bereichen der Finanzdienstleistungen und verfügt über ein gut ausgebautes nationales und globales Netzwerk, das sowohl japanische als auch internationale Kunden berät. Im Mittelpunkt aller Dienstleistungen steht das Bestreben, den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden, indem sie deren Kerngeschäft und die Pläne für die zukünftige Entwicklung verstehen. Wir sprachen mit Motoo Matsumoto, Head of Germany, Managing Director der Mizuho Bank in Frankfurt, über die Ursprünge der Bank, die japanische Geschäftswelt in Deutschland und Hindernisse für ausländische Investitionen in Japan.
J-BIG: Die Mizuho Bank ist aus der Fusion mehrerer wichtiger japanischer Banken entstanden. Welche Banken waren beteiligt und wie kam die Fusion zustande?
Motoo Matsumoto: Wir sind aus drei Banken entstanden: der Dai-Ichi Kangyo Bank, der Fuji Bank und der Industrial Bank of Japan. Die Dai-Ichi Kangyo Bank ist die älteste Bank Japans und wurde von Eiichi Shibusawa gegründet, der auch als Vater des japanischen Kapitalismus bekannt ist. Er brachte nach der Meiji-Restauration den westlichen Kapitalismus nach Japan und führte zahlreiche wirtschaftliche Innovationen ein, darunter die Börse. Er war für die wirtschaftliche Entwicklung Japans in jener Zeit von entscheidender Bedeutung. Die Fuji Bank, die von Zenjirō Yasuda gegründet wurde, verfügt über große Erfahrung im Bereich der öffentlichen Finanzen und der Verwaltung öffentlicher Gelder. Die Industrial Bank of Japan, die als Bank des öffentlichen Sektors gegründet wurde, bot nicht nur langfristige Finanzierungen, sondern auch Wertpapier- und Treuhanddienstleistungen an. Sie spielte eine wichtige Rolle dabei, die Industrialisierung Japans nach dem Zweiten Weltkrieg voranzutreiben, indem sie langfristige Geldmittel für die Kernindustrien Japans bereitstellte. Mit der Fusion im Jahr 2002 haben wir die Unternehmens-DNA und Expertise all dieser Banken geerbt.
Für die Fusion gab es mehrere Gründe. Einer war der Zusammenbruch der japanischen Blasenwirtschaft in den frühen 1990er Jahren. Ein anderer die Finanzmarktreform namens „Financial Big Bang“ im Jahr 1996. Die japanische Regierung versuchte, den Markt zu liberalisieren, mit dem Ziel, den japanischen Finanzmarkt „freier, fairer und globaler“ zu machen, den Wettbewerb zu fördern und einen wettbewerbsfähigeren Finanzsektor zu schaffen. Der Big Bang führte zu einer massiven Konsolidierung des japanischen Bankensektors, aus der Finanzkonglomerate hervorgingen, die ein breites Spektrum an Dienstleistungen im Finanzbereich abdeckten. Wir, die drei Banken, waren allen anderen voraus und beschlossen, eine große Bank zu werden. So gründeten wir im Jahr 2000 die Mizuho Holdings mit dem Ziel, unsere Kunden mit einer breiten Palette von Produkten zu unterstützen – vom Privatkunden über das Firmenkundengeschäft bis hin zum Investmentbanking.
J-BIG: Welche Dienstleistungen und welches Fachwissen kamen bei der Fusion der drei Banken zusammen?
Motoo Matsumoto: Jede Bank hatte ihre eigenen Fachgebiete. Die Dai-Ichi Kangyo Bank und die Fuji Bank hatten sowohl im Privatkunden- als auch im Firmenkundengeschäft einen sehr guten Ruf – mit vielen Filialen in und außerhalb Japans. Insbesondere die Dai-ichi Kangyo Bank hatte eine breite Präsenz in Japan. Die Mizuho hat ihr Netzwerk übernommen und ist heute die einzige Bank, die in jeder Präfektur Japans eine Filiale hat. Ergänzend dazu brachte die Fuji Bank gute Beziehungen zum öffentlichen Sektor, insbesondere zu den Gemeindeverwaltungen von Großstadtregionen mit. Die Industrial Bank of Japan war auf langfristige Finanzierungen für große Firmenkunden spezialisiert. Diese Expertise und ein bereits guter Kundenstamm wurden mit dem Ziel zusammengeführt, eine breitere Produktpalette und die besten Dienstleistungen für unsere Kunden anzubieten. Das Ziel der Fusion war es, zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Wohlstand auf globaler Ebene beizutragen und eine der besten Banken der Welt zu werden.
J-BIG: Wie groß war die Bank zum Zeitpunkt der Fusion? Und wie hat Mizuho sich von da an weiterentwickelt, in Japan aber auch international?
Motoo Matsumoto: Zum Zeitpunkt der Fusion hatte Mizuho etwa 33.000 Angestellte. Im Allgemeinen führt eine Fusion zu einer sofortigen Konsolidierung und Verkleinerung, aber in unserem Fall war es keine so drastische, sondern eine eher schrittweise Integration. Das ist sehr typisch für Japan. Natürlich war es notwendig, verschiedene Filialen ineinander zu integrieren. Aber wir haben nichts Wesentliches gestrichen; das Ziel war, zu rationalisieren und in die Zukunft zu investieren.
Natürlich gab es auch schwierige Zeiten. Aber seit der Fusion konnten wir unser Geschäft in Japan und auf dem internationalen Markt weiter ausbauen. Als japanische Bank ist einer unserer Schwerpunkte die enge Zusammenarbeit mit japanischen Kunden. Gleichzeitig arbeiten wir als internationale Bank auch sehr eng mit nicht-japanischen Kunden zusammen. Wir waren in der Lage, verschiedene Finanzkrisen wie den Zusammenbruch von Lehman Brothers im Jahr 2008 zu überwinden und sind immer wieder in den globalen Raum zurückgekehrt, um unsere Kunden zu bedienen.
J-BIG: Wie groß ist die Firma heute?
Motoo Matsumoto: Derzeit sind weltweit 25.897 Mitarbeiter in der Mizuho Bank beschäftigt. Wir haben 751 Filialen in Japan und 111 Büros in 37 Ländern weltweit. In der EMEA-Region ist die Mizuho Bank mit 25 Niederlassungen vertreten. Wir betreuen rund 23 Millionen Privatkunden in Japan und etwa 70 Prozent der börsennotierten japanischen Firmen. Auch weltweit decken wir 80 Prozent der internationalen Unternehmen der Forbes Global 200 ab.
J-BIG: Könnten Sie erklären, was Sie als japanische Bank typischerweise für einen japanischen Kunden tun?
Motoo Matsumoto: Um die besten Finanzprodukte und -dienstleistungen anbieten zu können, müssen wir zuerst die Bedürfnisse unserer Kunden verstehen. Beim Beginn eines neuen Geschäftsvorhabens spielt Geld natürlich eine große Rolle. Für Kapitalinvestitionen können wir Kredite anbieten. Aber darüber hinaus wollen wir unsere Kunden als Partner auf ihrem Weg begleiten, etwas Neues zu schaffen. Wir suchen nach den besten Lösungen, damit sie etwas schaffen können, das unser Leben in der Welt verändern und besser machen kann. Wenn unser Kunde seine Geschäftstätigkeit außerhalb Japans ausweitet, können unsere Büros im jeweiligen Land ihn unterstützen. Wenn das Unternehmen im Exportgeschäft tätig ist und US-Dollar oder Euro erhält, aber japanische Yen benötigt, um seine Mitarbeiter in Japan zu bezahlen, tauschen wir die Währung für es um. Wenn Kunden ihr Geschäft weiter ausbauen und eine Finanzierung über den öffentlichen Kapitalmarkt planen, steht unsere Sicherheitsabteilungen bereit, um dies zusammen mit unseren Finanzkenntnissen und unserem Investorenstamm zu ermöglichen. Wir stellen die Interessen unserer Kunden stets in den Mittelpunkt unserer Tätigkeit.
J-BIG: Das bedeutet, Sie bieten eine Mischung aus Finanztransaktionsdiensten und Beratungsleistungen an?
Motoo Matsumoto: Wir glauben, dass ein richtiges und angemessenes Verständnis der Bedürfnisse unserer Kunden die Grundlage für alle Finanzdienstleistungen ist. Einer unserer Grundsätze lautet: „Der Kunde steht an erster Stelle.“ Lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Im Vertrieb werden dem Kunden oft Kataloge gezeigt, damit er sich für ein Produkt entscheidet. Unser Ansatz ist anders. Zunächst versuchen wir zu verstehen, was genau das Ziel des Kunden ist, um ihn dann im nächsten Schritt finanziell zu beraten. Das ist unsere Philosophie. Finanzen sind unser Werkzeugkasten. Es ist wichtig, zu verstehen, wie wir diese Werkzeuge effektiv für unsere Kunden einsetzen und kombinieren können, indem wir eng genug mit ihnen kommunizieren.
J-BIG: Wie unterstützen Sie deutsche Tochtergesellschaften japanischer Unternehmen?
Motoo Matsumoto: Der Prozess ist derselbe. Wir arbeiten allerdings nicht nur mit den Tochtergesellschaften vor Ort, sondern auch mit den Headquartern unserer Kunden zusammen, um die Gesamtstrategie zu begreifen. Wenn wir die Geschäftstätigkeit und die Pläne des Headquarters für zukünftige Entwicklungen verstehen, können wir auch die Niederlassungen vor Ort entsprechend unterstützen. Also betrachten wir nicht nur einen bestimmten lokalen Kunden und eine bestimmte lokale Transaktion hier in Deutschland, sondern wir behalten immer im Blick, wie der Kunde im globalen Kontext eingebettet ist und wie seine Position in Europa ist, damit wir ihn mit unserem lokalen Service bestmöglich passend unterstützen können. Die Produkte können einfach sein: Kredite, Einlagen, Devisen usw. Aber jede Finanztransaktion sollte im breiteren Kontext der Geschäftsstrategie des Unternehmens sinnvoll sein.
J-BIG: Was bringen Sie für einen persönlichen Hintergrund mit und wie hat sich Ihre Karriere bei Mizuho entwickelt?
Motoo Matsumoto: Ich fing 1992 bei der Industrial Bank of Japan an, einer der ältesten Banken der Welt. In meiner Studienzeit hatte ich ein Interesse für die Europäische Gemeinschaft, also die Ursprünge der EU, entwickelt und hoffte, im Ausland, insbesondere in Europa, arbeiten zu können. Die erste Hälfte meiner Karriere bei der Bank arbeitete ich in Tokyo. Im Jahr 2002 bot sich mir zum ersten Mal die Gelegenheit, außerhalb Japans zu arbeiten, und zwar in Kopenhagen, Dänemark. Danach arbeitete ich in Moskau für den russischen Markt, in London für das EMEA-weite Geschäft und in Wien für die mittel- und osteuropäischen Länder. Jetzt bin ich in Deutschland.
J-BIG: Kam Mizuho erst nach der Fusion nach Deutschland oder hatten die drei Vorgängerbanken bereits Niederlassungen hierzulande?
Motoo Matsumoto: Wir hatten bereits seit den 1960er Jahren einige Büros in Deutschland. Die Industrial Bank of Japan, die, wie gesagt, eher kapitalmarktorientiert war, kam nach Frankfurt, während die beiden anderen hauptsächlich japanische Unternehmen in Düsseldorf betreuten. Nach der Fusion haben wir unsere Geschäftstätigkeiten in Deutschland konsolidiert. Heute befinden sich unsere Büros nach wie vor in Frankfurt und Düsseldorf.
J-BIG: Wie sieht Ihre tägliche Zusammenarbeit als deutsche Niederlassung mit dem japanischen Headquarter aus und wer hat welche Rolle in dieser Konstellation?
Motoo Matsumoto: Wir arbeiten eng zusammen und kommunizieren täglich. Das Headquarter muss darüber informiert werden, was weltweit passiert, damit unsere Unternehmensstrategie entsprechend angepasst werden kann und wir unseren Kunden in Japan und Deutschland als gute Berater und Partner zur Seite stehen können. Denn um unsere Kunden weltweit unterstützen und ihnen einen Mehrwert bieten zu können, ist das Verständnis für unsere Kunden in beiden Ländern der Schlüssel.
Durch Covid haben sich viele Veränderungen in unserer Zusammenarbeit mit dem Headquarter in Japan ergeben. Die Kommunikation ist noch enger geworden und es gibt häufiger spontane Anrufe und Online-Meetings. Selbst in einem grenzüberschreitenden Raum dienen wir unseren Kunden als ein gemeinsames Mizuho-Team.
J-BIG: Wie sieht die Situation des deutschen Geschäftsfelds von Mizuho heute in Bezug auf Mitarbeiter und Kunden aus?
Motoo Matsumoto: Wir haben ungefähr 100 Mitarbeiter, 30 hier in Frankfurt und etwa 70 in Düsseldorf. Unsere Hauptaktivitäten sind hauptsächlich in Düsseldorf angesiedelt, man könnte also sagen, dass Düsseldorf die Hauptniederlassung und Frankfurt die Zweigstelle ist – aber im Prinzip erfüllen sie die gleiche Funktion. Darüber hinaus haben wir eine Schwestergesellschaft in Frankfurt, die Mizuho Securities Europe, mit 40 bis 50 Mitarbeitern, was insgesamt 150 Mitarbeiter in Deutschland ergibt. Wir wachsen stetig – vor allem durch die Zunahme unserer Geschäftstätigkeiten mit deutschen und europäischen Kunden. In den letzten zehn Jahren konnten wir unsere Umsätze verdoppeln. Innerhalb der EMEA-Region sind wir nach Großbritannien das Land mit der zweitgrößten Geschäftstätigkeit. Hier in Deutschland fokussieren wir uns auf B2B, wir bedienen also ausschließlich Firmenkunden.
J-BIG: Was sind die Themen, für die sich das Headquarter bezüglich der Entwicklungen in Deutschland am meisten interessiert?
Motoo Matsumoto: Sie interessieren sich sehr für die Veränderungen und Trends in den wichtigsten deutschen Industrien, wie z.B. der Automobilbranche. Da es viele energierelevante Themen gibt, von denen die Automobilhersteller betroffen sind, wie die ESG-Standards und grüner Wasserstoff, hat die Zentrale auch ein Auge auf andere industrielle Hersteller, die Lösungen in diesem Bereich anbieten. Diese wichtigen Themen sind nicht nur aus deutscher, sondern auch aus europäischer Sicht spannend.
J-BIG: Als Bank betreuen Sie viele japanische Unternehmen in Deutschland und haben einen Einblick in deren finanzielle Leistungsfähigkeit, ihre Investitionsstrategien und die allgemeine Marktsituation. Wie würden Sie aus Bankensicht die aktuelle Situation der japanischen Unternehmen in Deutschland beschreiben? Welche Entwicklungstrends sehen Sie?
Motoo Matsumoto: Deutschland ist ein reifer und etablierter Markt, während Osteuropa ein wachsender Markt ist. Da die Arbeitskosten unterschiedlich sind, finden die Investitionen für neue Produktionsstätten hauptsächlich in den östlichen Ländern wie Polen, Ungarn und der Tschechischen Republik statt. Kapitalinvestitionen wie Fusionen und Übernahmen oder Joint Ventures finden eher in den entwickelten Ländern wie Deutschland statt.
Die EU ist eines der führenden Gebiete für ESG, was für „Environment, Social and Governance“ steht – eine Reihe von Standards, die messen, wie eine Organisation mit Risiken und Chancen im Zusammenhang mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien umgeht – und Deutschland ist eines der führenden Länder. Diese Tatsache findet bei den Kunden immer mehr Beachtung. Für japanische Unternehmen ist es wichtig, die Trends in Europa, wo viele De-facto-Standards geschaffen wurden, zu verstehen und aufzuholen. Die Veränderungen in Europa vollziehen sich relativ schnell und sind sehr verbindlich. Durch ihre japanische Mentalität neigen die Unternehmen dazu, Veränderungen sorgfältig zu prüfen und sich nicht so schnell anzupassen. Die Niederlassungen und Tochtergesellschaften in Deutschland spielen daher eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, die „äußere Realität“ zu erfassen, an das Headquarter zurückzumelden und sie in die richtige Richtung in Bezug auf grüne oder nachhaltigkeitsbezogene Themen zu mobilisieren.
Aber es ist nicht nur der Informationsaustausch, den japanische Unternehmen in Deutschland suchen. Auch die konkreten Schritte in Richtung dieser Trends werden hier unternommen. Es gibt Projekte mit deutschen und europäischen Unternehmen für neue Produktionsmethoden und Energieumwandlung, wie zum Beispiel Wasserstoff. Diese Schritte zu mehr Nachhaltigkeit finden kontinuierlich statt. Aufgrund der Pandemie, Schwierigkeiten innerhalb von Lieferketten und der Situation in der Ukraine haben sich jedoch einige Geschäftspläne verlangsamt. Die Ukraine war beispielsweise ein wichtiger Lieferant von Arbeitskräften und einigen Schlüsselprodukten und -komponenten, aber das ist derzeit nicht möglich. Viele unserer Kunden sind von dieser Situation sehr betroffen und wir unterstützen sie in der Krise.
J-BIG: Wozu tendieren japanische Unternehmen in Europa in Bezug auf ihre Investitionsstrategie?
Motoo Matsumoto: Die Beziehungen zwischen deutschen und japanischen Unternehmen haben viele Dimensionen: Sie können Konkurrenten, Partner, Käufer und Lieferanten oder sogar Investitionspartner innerhalb derselben Unternehmen sein. Auch wenn sie auf der geschäftlichen Seite miteinander konkurrieren, haben wir ähnliche soziale Probleme wie die Energiesicherheit oder die alternde Gesellschaft. Ich denke, dass es bei diesen langfristigen Themen mehr Raum für Zusammenarbeit gibt. Aufgrund der geopolitischen Probleme brauchen wir stärkere Verbindungen, und gemeinsam werden wir bessere Ergebnisse erzielen können – nicht nur auf rein geschäftlicher Basis, sondern auch mit Hilfe der Regierungen. Diese Verlagerung hin zu einer längerfristigen Perspektive zeigt sich auch in der Investitionsstrategie japanischer Unternehmen in Europa.
J-BIG: Welche Gründe gibt es für deutsche Unternehmen, mit Mizuho zusammenzuarbeiten?
Motoo Matsumoto: Da es bereits viele große Banken in Deutschland und Europa gibt, ist es wichtig, sich zu differenzieren. Wir können deutsche Unternehmen mit unserem Fachwissen, beispielsweise über den asiatischen Markt, unterstützen. Hierbei können wir sie nicht nur zu Japan, sondern auch zu anderen Regionen Asiens beraten, von China und Südkorea bis Indien. Da wir bereits viele japanische Kunden so lange in Asien betreut haben, verfügen wir über eine Menge Erfahrung in diesen Regionen. Diese Expertise und dieses Wissen kann auch deutschen Unternehmen zugutekommen.
J-BIG: Wie sieht es mit deutschen Geschäftstätigkeiten in Japan aus und welche Tendenzen sehen Sie in Bezug auf Investitionen?
Motoo Matsumoto: Das Interesse am japanischen Markt wächst. Es gibt immer noch einige Hindernisse für deutsche Unternehmen in Japan. Zum Beispiel ist die Sprachbarriere ein klassisches Thema. Japanisch ist die primäre Arbeitssprache in Japan, und es kann immer noch schwierig sein, sich auf Englisch zu verständigen, auch wenn es sich verbessert. Damit die Investitionstätigkeit ausländischer Unternehmen in Japan anzieht, müssen diese Hindernisse überwunden werden.
J-BIG: Was muss Ihrer Meinung nach geschehen, damit sich die Investitionstätigkeiten von Deutschland nach Japan verändern?
Motoo Matsumoto: Die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) nach Japan sind im Verhältnis zum BIP (Bruttoinlandsprodukt) recht gering. Allgemein lässt sich beobachten, dass japanische Unternehmen aus verschiedenen Gründen etwas zögerlich sind, ausländische Investoren zu akzeptieren, wenn man von international bekannten Namen absieht. Das muss sich verändern. Bislang waren die Preise in Japan hoch, was es schwierig machte, in Japan zu produzieren und zu investieren. In letzter Zeit hat es einige Veränderungen gegeben, wie beispielsweise die Abwertung des Yen. Dadurch ist Japan günstiger geworden. Außerdem ist die japanische Regierung bestrebt, die ausländischen Direktinvestitionen in Japan zu erhöhen. In jüngster Zeit haben einige Unternehmen wie der taiwanesische Hersteller TSMC Fabriken in Japan eröffnet. Diese Schritte werden in Kombination mit den ausländischen Direktinvestitionen in Japan sicherlich Auswirkungen auf die japanische Gesellschaft haben. Die Regierung kann bei diesen Veränderungen zusammen mit der privatwirtschaftlichen Seite eine Schlüsselrolle spielen. Was die Kommunikationsschwierigkeiten betrifft, so werden IT-Tools in Zukunft sicherlich eine große Rolle bei der Überwindung der Sprachbarrieren spielen. Mit der Veränderung der japanischen Gesellschaft können wir auch mehr Investitionen in Japan erwarten.