Epson ist im Bereich von Druckern und Projektoren eine legendäre japanische Marke, die einst aus der Uhrenmarke Seiko hervorging. In Deutschland ist das Unternehmen bereits seit den 1970er Jahren aktiv. J-BIG sprach mit Henning Ohlsson, bis Ende 2023 Geschäftsführer der Epson Deutschland GmbH, über seine 20-jährige Erfahrung im Unternehmen und darüber, wie sich Epson zum Spezialisten für Drucklösungen entwickelt hat, welche weiteren Produktbereiche das Unternehmen heute abdeckt und woher sein starkes Engagement für die Umwelt kommt.
J-BIG: Ende des Jahres gehen Sie nach zwei Jahrzehnten bei Epson in den Ruhestand – sie schauen auf eine lange Zeit und enorm viel Erfahrung im Unternehmen zurück und sind prädestiniert, die ganze Geschichte zu erzählen. Also fangen wir ganz am Anfang an: Wann und wieso ging Epson einmal an den Start?
Henning Ohlsson: Unsere Wurzeln liegen in der Uhrenindustrie in der Firma Seiko, die bis heute unser Mutterunternehmen ist – offiziell firmiert Epson als Seiko Epson Corporation. Die Geschichte von Seiko begann 1942 mit einer Garagenproduktion. Das Unternehmen, damals noch unter dem Namen Daiwa Kogyo Ltd., wurde von Hisao Yamazaki gegründet und beschäftigte anfangs nur neun Mitarbeiter. In der Manufaktur wurden zunächst Uhren in größeren Stückzahlen von Hand gefertigt. Die hochpräzisen mechanischen Uhrwerke erfordern eine hohe Fertigungskunst und in diesem japanischen Monozukuri-Prinzip, der Kunst der Fertigung mit starkem Fokus auf Präzision und Qualität, liegt die Wiege unseres heutigen Hightech-Unternehmens.
Durch die Fusion mit einem ausgegliederten Werk eines anderen Uhrenherstellers wurde wurde Daiwa Kogyo zu Suwa Seikosha. Dieses Unternehmen stellte für die Spiele 1964 in Tokyo hochpräzise digitale Zeitmesser her. Tatsächlich wurde die digitale Zeitmessung für die damaligen Spiele von Suwa Seikosha quasi erfunden, und diese Erfindung warf die Frage auf, was mit den digital angezeigten Ergebnissen geschehen sollte und wie diese festgehalten werden könnten. Dafür brauchte man tatsächlich digitale Drucker, die aber erst noch entwickelt werden mussten.
Bei der Entwicklung erwiesen sich die kompakten und präzisen Technologien aus der Uhrenindustrie als sehr hilfreich, und im September 1968 war die Geburtsstunde des ersten digital gesteuerten Druckers und des ersten Kleinstdruckers der Welt, des Modells EP-101, „Electronic Printer-101“. Er funktionierte durch den Anschluss des Zeitmessers an ein Walzendruckwerk. Der EP-101 kam erstmals bei den Spielen 1968 in Mexiko zum Einsatz und war ein großer Erfolg. Er läutete eine neue Ära des Digitaldrucks ein: Der Drucker war leicht und klein genug, um in eine Handfläche zu passen. Außerdem verbrauchte er nur ein Zwanzigstel der Energie herkömmlicher Drucker. Der EP-101 übertraf alle Erwartungen und wurde bald in viele Tischrechner eingebaut. Insgesamt wurden 1,44 Millionen Exemplare verkauft. Die Technik, die hinter dem EP-101 stand, legte den Grundstein für viele weitere Technologien und Erfindungen.
Die Entwicklung des EP-101, ein Drucker, der an ein Zeitmessgerät angeschlossen wurde, um die „Zeiten sichtbar“ zu machen führte zu dem, was heute ein Kerngeschäft des Unternehmens Epson ist: Drucklösungen. Anfang der 70er Jahre wurde das Nachfolgemodell des EP-101 unter dem Namen „Son of EP-101“ vorgestellt. Daraus entstand 1975 die Namenskombination für unser Unternehmen: EP für Electronic Printer und Son für den „Sohn“ des EP-101, zusammengefasst: Epson. Epson wurde zunächst als Marke mit dem Ziel gegründet, neue Drucker und andere Informationsgeräte zu entwickeln und auf den Weltmarkt zu bringen. Der Markenname spiegelt unseren Wunsch wider, so wie der EP-101 ein großer Durchbruch war und unseren Kunden einen neuen Mehrwert bot, kontinuierlich innovative Produkte und Dienstleistungen zu schaffen, die unsere Kunden in vielen Bereichen bereichern.
J-BIG: Epson ist also zunächst als Marke von Seiko entstanden und hat sich dann zu einem eigenständigen Unternehmen entwickelt?
Henning Ohlsson: Ja, das stimmt. Epson wurde zunächst als Sub-Brand eingeführt und das Uhrengeschäft stand noch im Vordergrund. Epson hat sich dann in verschiedene Technologien verzweigt und sein Portfolio erweitert, aber der erste Digitaldrucker war für unsere Entwicklung maßgeblich. Aufgrund des schnellen Wachstums wurde Epson eine Tochtergesellschaft von Suwa Seikosha und 1985 fusionierte die Epson Corporation mit dieser zur Seiko Epson Corporation.
Da Drucker der Ursprung von Epson sind, wird das Unternehmen nach wie vor stark mit ihnen assoziiert. Und noch immer ist das Druckergeschäft mit über 50 Prozent des weltweiten Umsatzes ein starkes Standbein unseres Unternehmens. Ein großes Alleinstellungsmerkmal unseres Unternehmens ist allerdings auch, dass Epson nie Technologien zugekauft hat. Alles, was wir weltweit entwickeln und vermarkten, sind eigene Technologien mit eigenen Patenten. Dahinter steckt eine enorme Forschungs- und Entwicklungskraft. Jeden Tag geben wir 1,3 Millionen Euro für Research & Development aus.
J-BIG: Welche Technologien und Produktbereiche sind neben den Druckern entstanden?
Henning Ohlsson: Zum einen entstand der Produktbereich Projektion. Mit dem Aufkommen von Microsoft-Programmen wie PowerPoint in den 1990er Jahren entstand das Bedürfnis, die Inhalte des Computers in einem größeren Format zu visualisieren, und damit auch für Projektoren. Bereits 1989 brachte Epson den ersten Projektor auf den Markt. Die 3LCD-Technologie wurde von Epson entwickelt: Indem drei LCD-Panels in den Grundfarben (Rot-Grün-Blau) durchleuchtet werden, entsteht über Spiegel gesteuert pixelgenau das Bild auf der Leinwand. Auch heute noch eine führende Projektionstechnologie, die hervorragende Bilder liefert. Unser Ziel war es immer, ein großartiges Bild im Business-Bereich zu ermöglichen. Dieser Bereich hat sich immer weiterentwickelt und ist nicht mehr nur auf die Geschäftswelt beschränkt. Mittlerweile sind wir auch im öffentlichen Bereich, in der Kunst und im Filmprojektionsbereich stark vertreten. Der Bedarf hat sich immer weiterentwickelt – heute sind Projektoren beispielsweise auch bei Konzerten nicht mehr wegzudenken. Das Segment Projektoren macht weltweit knapp ein Fünftel des Gesamtumsatzes aus und Epson ist seit 2001 Weltmarktführer im Projektoren-Geschäft.
Unser drittes großes Standbein sind Lösungen im industriellen Bereich. Drucken ist mehr als beispielsweise Fotodruck oder das Drucken von Office-Dokumenten. Im industriellen Bereich haben wir unter anderem für Textilien, Labels oder großformatige Folien Technologien entwickelt, die weg von den traditionellen analogen Verfahren hin zu digitalen, weniger umweltbelastenden Verfahren führen. Wenn man traditionell analog produziert, ist der Wasserverbrauch im Großformatdruck enorm, es gibt Siebe, die belichtet und ausgewaschen werden müssen. Gerade im Textilbereich ist das ein ziemlich „schmutziger“ Prozess. Für uns bietet der digitale Bereich also einen riesigen Markt.
Ein weiterer Bereich ist die Robotik: Wir haben aus unseren eigenen Bedürfnissen in der Uhrenindustrie eine Robotertechnologie für hochpräzise Anwendungen entwickelt. Diese Technologie wurde dann auch für andere Industrien wie die Elektronik zur Marktreife gebracht. Seit der Einführung des ersten Epson-Roboters im Jahr 1980 gehören wir zu den führenden Anbietern in der Automation und haben zahlreiche Branchenneuheiten entwickelt, darunter PC-basierte Steuerungen und kompakte SCARA-Roboter.
In all diesen Bereichen spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle und dementsprechend sind Umwelttechnologien heute ebenfalls ein wichtiges Thema in unserem Unternehmen. Epson hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 CO2-negativ und „underground resources-free“ zu werden. Letzteres bedeutet, die Bodenschätze dort zu belassen, wo sie hingehören. Und das ist gerade in unserer Branche sehr wichtig, denn IT und Elektronik nutzen immer noch viele Rohstoffe, die aus der Erde geholt werden müssen. Dieses Ziel ist bei uns nicht neu: Epson war es seit seinen Anfängen ein Anliegen, gewissenhaft mit Ressourcen umzugehen und die Natur zu schützen.
J-BIG: Erzählen Sie uns mehr. Woher kommt das starke Umweltbewusstsein von Epson?
Henning Ohlsson: Als japanisches Unternehmen hat Epson ein enges Verhältnis zur Natur – es soll im Einklang mit dieser gelebt werden und man geht sehr verantwortungsbewusst mit den Auswirkungen der eigenen Produktion auf die Umwelt um. Der Hauptsitz von Epson liegt am Suwa-See in der Präfektur Nagano. Unserem Gründer Hisao Yamazaki, der sich seiner Heimat sehr verbunden fühlte, war es wichtig, diesen See niemals zu verschmutzen. Er sollte so sauber bleiben, dass er als Trinkwasser genutzt werden kann.
Der See war früher Schauplatz des seltenen Naturphänomens Omi-watari. Die Ursache für dieses Naturphänomen ist, dass der See unter seiner Oberfläche eine Thermalquelle hat, so dass das Tiefenwasser auch bei gefrorener Oberfläche warm ist und zirkuliert. Dies führt aufgrund der geringen Wassertiefe dazu, dass durch den Druck auf die Eisdecke linienförmige Aufwerfungen von 30 cm und mehr entstehen. Aufgrund der globalen Erwärmung ist dieses Phänomen in den letzten Jahren jedoch nicht mehr aufgetreten. Das hat bei Epson das Bewusstsein dafür geschärft, wie wichtig es ist, mit neuen Technologien im Hier und Jetzt Veränderungen zu schaffen.
Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist daher fest in unserer DNA verankert und wir belegen dieses Commitment für die Umwelt konkret mit Taten. Bereits 1993 hat Epson zum Beispiel beschlossen, FCKW und Treibhausgase aus der Produktion zu verbannen und auf umweltfreundlichere Verfahren umzustellen.
J-BIG: Welche konkreten Ansätze gibt es, um die Ziele CO2-Negativität und „underground resources-free“ bis 2050 zu erreichen?
Henning Ohlsson: Epson entwickelt und investiert in Zukunftstechnologie wie z.B. dem sogenannten Metal Molding. Hier werden bereits verwendete Metalle recycelt und z.B. für Ersatzteile verwendet. Bei dem Recyclingverfahren entsteht ein Pulver, aus dem 3D-Metallteile hergestellt werden können, die dann in entsprechenden neuen Teilen verwendet werden. Aktuell entsteht eine Fabrik in Japan, die auf die Herstellung von Metallpulver aus recycelten Materialien spezialisiert ist. Wir haben außerdem eigene Recyclingverfahren für Papier, Textilien und andere Materialien entwickelt.
Ein weiterer Baustein zur Zielerreichung ist, dass wir unsere konkreten Emissionsreduktionsziele von der „Science Based Targets“-Initiative prüfen lassen – wir setzen uns damit wissenschaftsbasierte Ziele und lassen uns daran auch messen. Wir sind hier ganz transparent und veröffentlichten nicht nur die Ziele sondern auch den Grad der Zielerreichung in unseren jährlichen Nachhaltigkeitsberichten. Ein großer Schritt ist, dass wir weltweit auf 100 Prozent erneuerbaren Strom umstellen. Der Plan ist, dass im Dezember alle Werke, alle Landesgesellschaften und alle Regionen dieses Ziel erreicht haben werden.
J-BIG: Wie ist Epson nach Deutschland gekommen?
Henning Ohlsson: In den 1970er Jahren hatten wir zunächst einen Vertrieb in Deutschland, der mit dem Verkauf von Nadeldruckern sehr gut lief. Dann wurde 1979 eine Niederlassung in Düsseldorf gegründet, die Epson Deutschland GmbH. Parallel dazu auch in Spanien und dann in Italien – das waren damals die größten Märkte in Europa. Zuerst hatten wir unser Logistikzentrum in Neuss, jetzt ist unser großes Logistikzentrum für Europa in Bedburg in Nordrhein-Westfalen. Die Europazentrale ist in Amsterdam. Epson hat sich in Deutschland mit seinen Produkten stark etabliert, zunächst mit Nadeldruckern, dann mit Tintenstrahldruckern im Consumer-Bereich und dann auch im Industriebereich. Heute sind wir hierzulande die umsatzstärkste Region in Europa.
J-BIG: In Zahlen ausgedrückt: Wie viele Mitarbeiter beschäftigt Epson weltweit? Wie viele in Deutschland? Und wie sieht es mit dem Umsatz aus?
Henning Ohlsson: Epson beschäftigt weltweit knapp 80.000 Mitarbeitende in 79 Niederlassungen, davon rund 2.000 in Europa. Die Epson Deutschland GmbH ist verantwortlich für die Vertriebsgebiete Deutschland, Österreich und Schweiz und beschäftigt rund 290 Mitarbeitende. Weltweit erwirtschaften wir einen Umsatz von 8,6 Milliarden Euro. Davon entfällt rund ein Viertel auf Europa, wobei Deutschland in Europa der stärkste Markt ist.
J-BIG: Gab es einen Höhepunkt in der Mitarbeiterzahl der Deutschland GmbH, der den Höhepunkt des Druckmarktes widerspiegelt?
Henning Ohlsson: Natürlich hat die Zahl der Mitarbeitenden im Laufe der Jahre geschwankt, und zweifellos war die Nachfrage nach Druckgeräten in den 1980er und 90er Jahren sehr hoch. Aber unser Umsatz ist auch in Zeiten des „papierloseren Büros“ nicht zurückgegangen. Wir haben unser Business stetig erweitert und neue Produkte entwickelt. So konnten wir trotz veränderter Arbeitsweisen durch Digitalisierung und Automatisierung neue Arbeitsplätze schaffen und haben derzeit einen Höchststand an Beschäftigten in unserer deutschen Geschichte.
J-BIG: Wie ist die strategische Ausrichtung von Epson heute?
Henning Ohlsson: Als Technologieunternehmen verkaufen wir in erster Linie Hardware, wollen aber in Zukunft verstärkt auch Service anbieten. Die Bedürfnisse unserer Kunden stehen im Vordergrund und der Service soll die Nutzung der Technologien weiter erleichtern. Das heißt zum Beispiel, dass es die Möglichkeit gibt, nicht die Hardware zu kaufen, sondern den Service nach Bedarf – also ein On-Demand-Ansatz. Das heißt nicht, dass wir in Zukunft komplett auf Services umstellen werden. Die Technologien werden weiterhin benötigt und von uns ständig weiterentwickelt.
Ein Beispiel: Wir entfernen uns immer mehr vom Tinten-Cartridge-Modell. Die Tintenpatronen kosten den Kunden viel Geld. Die japanische Zentrale hat viele Jahre an alternativen Lösungen geforscht, und es ist uns gelungen, das klassische Modell im Druckermarkt – günstige Hardware, teure Patronen – zu durchbrechen. Die EcoTank-Drucker arbeiten mit Tintentanks, die aufgefüllt werden können Die Hardware selbst ist etwas teurer, Patronen werden aber nicht mehr benötigt. Wir haben bereits 80 Millionen dieser Tanksysteme verkauft, und die Nachfrage ist groß. Die Tanks sind nachfüllbar, mit einem Tintenset lassen sich z.B. bis zu 2.300 Fotos drucken. Der Verbraucher soll drucken können, ohne sich über leere Patronen ärgern zu müssen.
Nachhaltigkeit ist darüber hinaus für die Zukunft unsere Geschäftsstrategie und das Top-Management in Japan steht komplett dahinter. Unser CEO, Yasunori Ogawa, hat das Thema für unser Unternehmen voll fokussiert. Nachhaltiges Wirtschaften ist für unseren global agierenden Technologiekonzern kein Trend, sondern die Fortsetzung eines seitlangen gelebten Engagements für Umwelt und Gesellschaft, das sich auch aus den japanischen Wurzeln des Unternehmens herleitet.
Diese Ausrichtung auf Nachhaltigkeit zeigt sich ganz konkret in unserer Technologie: Wir achten bei der Entwicklung stark auf Energieeffizienz, denn Drucker verbrauchen natürlich Strom. Unsere Tintendrucker drucken mit elektrischen Impulsen und benötigen dafür keine Hitze (Heat-Free-Technologie). Es gibt Laserdrucker, die auf 200 Grad aufheizen, um den Toner zu schmelzen. Wenn man sich die Leistungsaufnahme anschaut, ist das ein riesiger Unterschied zwischen Laser- und Tintenstrahldrucker: Die Lasertechnologie benötigt eine deutliche höhere elektrische Leistung als Tintentechnologie.
Wir haben einen Rechner entwickelt, mit dem unsere Kunden berechnen können, wie viel Strom sie einsparen, wenn sie von dem Laserdruck hin zu Epson Tintenstrahltechnologie wechseln und wie hoch die strombasierten CO2-Emissionen im Vergleich zu anderen Technologien sind. Dafür gibt es internationale Messwerte, wie zum Beispiel den TEC-Wert (Typical Electric Consumption), mit dem wir ganz konkret die Einsparungen für unsere Kunden berechnen können. Bei unseren Kunden kommt das von uns entwickelte Tool sehr gut an. In vielen Unternehmen gibt es zunehmend eine Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, bei der sich das Tool als hilfreich erweist.
J-BIG: Wie sieht das Zusammenspiel zwischen der deutschen Niederlassung und der japanischen Zentrale aus?
Henning Ohlsson: Wir haben eine sehr gute Beziehung zur japanischen Zentrale und einen regelmäßigen Austausch. Unterstützt wird der Austausch durch die Expats. Hier in Deutschland haben wir zum Beispiel im Bereich Robotics einen Expat, der unsere Anliegen nach Japan trägt und hilft, die Sprachbarriere zu überwinden.
Vor allem in meiner zweiten Funktion als Nachhaltigkeitsdirektor für Europa war ich bis zuletzt immer eng mit unseren japanischen Kollegen verbunden. Wir haben regelmäßige Nachhaltigkeitsforen, in denen wir Input von europäischer Seite geben. Wir sind hier in Europa und in Deutschland am Puls der Zeit, wenn es um Nachhaltigkeit geht: Es gibt viele neue Regelungen und damit auch innovative Lösungsansätze. Zum Beispiel der „European Green Deal“ mit dem Ziel, die Netto-Treibhausgasemissionen in der Europäischen Union bis 2050 auf null zu reduzieren, oder das „Recht auf Reparatur“: Defekte Produkte sollen nicht mehr auf dem Müll landen, sondern repariert werden.
All das tragen wir nach Japan und an dieser Schnittstelle gibt es eine enge Zusammenarbeit mit der japanischen Zentrale. Auf dieser Basis entwickeln wir Lösungen, wie mehr Recyclingmaterial in unseren Produkten eingesetzt werden kann oder wie die Rücknahmesysteme ausgebaut werden können. Japanische Unternehmen sind klassischerweise nachhaltig und langfristig ausgerichtet. Das zeigt sich auch in der Zusammenarbeit. Über viele Jahre konnten wir eine gute Vertrauensbasis aufbauen, die eine offene Kommunikation ermöglicht. Wir freuen uns, dass wir mit unserer europäischen Perspektive das Umweltengagement von Epson weiter voranbringen können.
J-BIG: Wie ist es Ihnen gelungen, eine so gute Vertrauensbasis mit der japanischen Zentrale aufzubauen?
Henning Ohlsson: In meinen 20 Jahren bei Epson habe ich immer offen gesprochen und Stellung bezogen. Meine Loyalität galt zu 100 Prozent dem Unternehmen. Auch wenn es harte Diskussionen gab, habe ich mich auch in kritischen Situationen nie von Epson distanziert, sondern meinen Kollegen Vertrauen entgegengebracht. Mir war es immer wichtig, dass Epson Deutschland nicht nur eine „Hand“ von Epson Japan ist. Deutschland ist für Epson der wichtigste Standort in Europa und soll auch die Zukunft des Unternehmens mitgestalten. Das Management hat sich stark verändert und unsere Zusammenarbeit weiter gestärkt. Zudem ist sich die japanische Zentrale der Bedeutung der Niederlassungen in Europa sehr bewusst, da Kunden zumeist mehr Vertrauen in das lokale Management als in ein weit entferntes Headquarter haben.
J-BIG: Gibt es bei Epson einen übergreifenden kulturellen Aspekt, der das gesamte Unternehmen auszeichnet?
Henning Ohlsson: Während meiner Zeit bei Epson habe ich immer wieder festgestellt, dass die Unternehmensphilosophie und das starke Engagement für die Umwelt von allen Mitarbeitenden getragen werden. Außerdem konnten wir viel von der japanischen Präzision und Motivation lernen. Diese Maßstäbe haben wir auch für Epson in Europa gesetzt. Auch die japanische Mentalität der Solidarität hat Epson außerhalb Japans geprägt und den Zusammenhalt im Unternehmen weltweit gestärkt.