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Konishi„Wir sind wie eine Firma: Vertrieb in Deutschland, Produktion in Japan.“

Mai 28, 2025 by Björn Eichstadt und Lilli Haberstroh

Vor fast 30 Jahren entdeckte Martin Kammerer seine Faszination für Koi und reiste das erste Mal nach Japan, wo er die Konishi Koi-Farm in Hiroshima besuchte. Aus seiner Freundschaft mit Joji Konishi, dem Inhaber und Präsidenten der Fischzucht, entstand eine enge und erfolgreiche Geschäftspartnerschaft. Heute trägt das deutsche Unternehmen sogar denselben Firmennamen und ist der exklusive europäische Vertreter der über 100 Jahre alten japanischen Koi-Zucht. J-BIG hatte die Gelegenheit, mit Martin Kammerer, Geschäftsführer der Konishi Europe GmbH, und seiner Tochter Lisa-Marie Kammerer, Nachfolgerin im Familienbetrieb, über die Entstehung des Unternehmens, die Besonderheiten des Koi-Geschäfts, die Zusammenarbeit mit Japan und die Zukunftspläne zu sprechen. Eine Geschichte über Intuition, Vertrauen und eine deutsch-japanische Geschäftssymbiose.

J-BIG: Wie sind Sie aus Baden-Württemberg heraus ursprünglich mit dem Thema „Koi“ in Berührung gekommen?

Martin Kammerer: Das war einer der großen Zufälle in meinem Leben. Ich habe während meines Studiums in einer Diskothek gearbeitet und hatte irgendwann die Nase voll davon. In dieser Zeit baute mein Vater einen Koi-Teich und schickte mich los, um Fische zu kaufen. Bei Kölle Zoo in Heilbronn habe ich dann diese japanischen Fische gesehen, die mich völlig faszinierten. Mich beriet damals ein junger Student und so fragte ich kurz entschlossen den Geschäftsführer, ob er nicht noch einen weiteren Studenten für die Fischabteilung brauche. Er hat sofort zugesagt.

Das größte Glück war, dass das – etwa 1997 – praktisch die Geburtsstunde des Koi-Business in Europa war. Es gab damals eigentlich nur zwei Koi-Händler, Kölle Zoo gehörte zu den allerersten. Die Händler begannen später wie die Pilze aus dem Boden zu sprießen, und ich war mit meiner initialen Begeisterung der Jüngste von allen. Damit war ich einer der ersten und natürlich begeistert von dem Thema. Das war die perfekte Initialzündung.

Martin Kammerer erzählt von seiner ersten Begegnung mit Koi, zu einer Zeit, als der Handel mit den japanischen Fischen in Europa gerade erst richtig losging. // Fotoserie: Maximilian von Lachner
J-BIG: Wie hat sich Ihre Leidenschaft für Koi entwickelt?

Martin Kammerer: Viele denken, ich hätte das Hobby zum Beruf gemacht, aber Koi war nie mein Hobby. Es war von Anfang an meine volle Begeisterung und ist heute meine absolute Leidenschaft. Ich bin jedoch nicht der Typ, der sich abends zwei Stunden an den Koi-Teich setzt – dafür habe ich gar nicht die Geduld.

Nach einigen Jahren bei Kölle Zoo nahm mich der damalige Großhändler mit nach Japan und brachte mich zur Konishi Koi-Farm. Der Inhaber, Joji Konishi, und ich mochten uns sofort. Und wenn man in Japan einmal diese Bruderschaft begründet hat, hält sie ein Leben lang. Noch während meines Studiums gründete ich meine eigene Firma, die damals noch „Supreme Koi“ hieß.

J-BIG: Wie kam es dann zur Zusammenarbeit mit Konishi und zur Umbenennung?

Martin Kammerer: Am Ende meines Wirtschaftsingenieurstudiums stand ich vor einer Entscheidung. Ich konnte entweder einen ganz normalen Job als Ingenieur annehmen oder mit dem Koi-Handel weitermachen. Ich rief Joji Konishi an und legte ihm diese beiden Optionen vor. Er wusste bereits, dass ich Talent für den Koi-Handel hatte. Als er mich nach meinen Bedingungen fragte, sagte ich, dass ich seinen Firmennamen tragen will. Dadurch sollte das Geschäft an Authentizität gewinnen. Und ich wollte die Exklusivität für seine Koi in Europa haben. Er stimmte beidem zu.

Bis heute ist das weltweit einzigartig. Niemand außerhalb Japans darf in dieser Branche den Namen eines japanischen Züchters führen. Diese Sonderstellung gab mir die Möglichkeit, eine Marke aufzubauen, bestimmte Blutlinien und Varietäten von Konishi gezielt zu vermarkten und den Namen nach vorne zu bringen. Anstatt bei einem Züchter einzukaufen, der viele Händler beliefert, arbeite ich nur mit Konishi zusammen und habe ein echtes Markengeschäft entwickelt.

Unsere Produkte und Fische sind zum Beispiel seit sechs Jahren auch bei Pflanzen-Kölle und Kölle Zoo erhältlich. Unter der Bedingung, dass dort ausschließlich Koi von Konishi verkauft werden. Würde man Fische verschiedener Großhändler gemeinsam in einem Teich halten, würden sich Krankheiten ausbreiten.

Björn Eichstädt geht der Zusammenarbeit mit der Konishi Koi-Farm in Japan auf die Spur.
J-BIG: Erzählen Sie uns etwas über die Geschichte von Konishi in Japan. Die Firma ist ja über 100 Jahre alt.

Martin Kammerer: Die Konishi Koi-Farm wurde 1919 in Japan gegründet. Der Großvater des heutigen Präsidenten Joji Konishi war ursprünglich Karpfenbauer und betrieb eine normale Aquakultur in den Bergen Hiroshimas. Er begann langsam, auch mit Koi zu arbeiten. Während des Zweiten Weltkriegs wurden jedoch Teile der Farm durch die Atombombe zerstört.

Sein Sohn Toshikatsu Konishi war zunächst hauptsächlich als Händler tätig. Zwischen Hiroshima und Niigata, dem traditionellen Zentrum der Koi-Zucht, liegen etwa 1.000 Kilometer. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die japanische Wirtschaft, genau wie die deutsche, rasant. Damit stieg auch die Nachfrage nach Koi, die damals noch ein rein japanisches Phänomen waren. Toshikatsu Konishi reiste regelmäßig nach Niigata, kaufte dort hochwertige Fische und verkaufte sie in Hiroshima.

Er war so einflussreich, dass er auch unter den Züchtern in Niigata als Zwischenhändler tätig war. Er war ein äußerst kluger Geschäftsmann und einer derjenigen, die maßgeblich dazu beigetragen haben, dass die Preise für Koi stetig gestiegen sind. Er kaufte für einen bestimmten Preis und verkaufte für das Dreifache weiter. Damit half er auch den Züchtern, die nun deutlich mehr für ihre Fische bekamen.

Vor etwa 300 Jahren trat bei japanischen Karpfen eine Farbmutation auf, die die Bauern dazu inspirierte, mit der Zucht der heute als Koi bekannten Fische zu beginnen.
J-BIG: Die Koi-Zucht in Niigata ist also der Ursprung des Koi-Geschäfts?

Martin Kammerer: Absolut. Die ursprüngliche Koi-Zucht in Niigata hatte einen sehr praktischen Grund. Die Bauern in den Bergen bauten Reis an, hatten aber keine Proteinquelle. Der Karpfen schwamm quasi im Reisfeld mit und sorgte so für Eiweiß. Vor etwa 300 Jahren trat dann eine Farbmutation auf, und die Bauern begannen, diese farbigen Karpfen, die bei uns als Koi bekannten Fische, nebenbei zu züchten. Es gab schon damals spezialisierte Züchter, aber sie konnten davon nicht wirklich leben.

Toshikatsu Konishi änderte das. Er handelte auch mit den ersten Grand Champions, den Gewinnerfischen bei den Weltmeisterschaften in Tokyo, und baute langsam seine eigene Farm in Hiroshima auf.

J-BIG: Wann begann die Internationalisierung des Koi-Geschäfts?

Martin Kammerer: Die Internationalisierung des Koi-Geschäfts begann erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor dem Krieg gab es noch keine transparenten Plastiktüten, in die man Sauerstoff pumpen konnte, was den Transport erheblich erschwerte. Der Transport erfolgte abenteuerlich in Fässern, und wenn die Hälfte der Fische lebend ankam, war das schon ein Erfolg.

In den 1960er Jahren fanden die ersten Weltausstellungen für Koi statt. Jeder Fisch, der heute bei uns schwimmt, hätte damals diese Ausstellungen gewonnen – das Niveau war noch sehr niedrig. Mit steigenden Preisen für Koi begannen sich mehr Züchter für das Geschäft zu interessieren. Denn die Koi-Zucht ist nur aus einem Grund teuer: Die Produktion ist sehr aufwendig. Durch die höheren Preise konnten die Züchter investieren, Glashäuser bauen und ihre Anlagen ausweiten. Heute ist die Konishi Koi-Farm ein riesiger Betrieb mit 15 Glashäusern.

Björn Eichstädt verfolgt die Geschichte des Koi-Geschäfts in Europa mit großem Interesse.

J-BIG: Können Sie uns mehr über die Dimension der Konishi Koi-Farm in Japan erzählen?

Martin Kammerer: Die Farm beschäftigt etwa zehn Mitarbeiter. Für die Aufzucht der Baby-Koi vom Larvenstadium bis zu 20 Zentimeter Größe gibt es 80 bis 100 Teiche, die zwischen 50 und 200 Quadratmeter groß sind. Darüber hinaus gibt es Freilandteiche, die etwa 10 bis 30 Kilometer von der Hauptfarm entfernt liegen. Diese dienen eigentlich als Wasserreservoirs für die Reisbauern, damit der Reis auch in trockenen Phasen im Wasser steht.

Die Konishi Koi-Farm besitzt etwa 40 solcher Teiche. Der größte ist so groß wie ein Fußballfeld, der kleinste hat vielleicht 300 bis 400 Quadratmeter. Jedes Jahr werden die Fische im Frühjahr dorthin gebracht und im Herbst wieder abgefischt. Interessanterweise gibt es kaum Technologisierung in diesem Bereich. Der Prozess ist stark von traditionellen Methoden und Handarbeit geprägt.

Das Geschäftsmodell der Konishi Europe GmbH unterscheidet sich in einigen Punkten vom traditionellen Koi-Geschäft in Japan.
J-BIG: Wie genau sieht das Koi-Business aus? Welche Geschäftsmodelle gibt es?

Martin Kammerer: Das traditionelle klassische Geschäftsmodell unterscheidet sich deutlich von unserem. Im traditionellen Modell sind die Züchter in Japan im Grunde Bauern, die sich auf die Zucht von Koi spezialisiert haben. Der Unterschied zu normalen Karpfenbauern ist, dass die Fische nicht zum Schlachten, sondern nach Schönheitskriterien großgezogen werden. Bei der Sortierung gibt es schönere, schlechtere, hübschere und weniger attraktive Exemplare – und dann gibt es die wenigen Ausnahmetiere. Das Traurige ist, dass Koi oft nur auf diese wenigen Ausnahmetiere reduziert werden. Es ist wie beim Springreiten, wo die Spitzenpferde für 10 Millionen Euro verkauft werden, aber das eigentliche Springreiten aus den zehntausenden Freizeitreitern besteht.

In unserem Geschäft machen Koi unter 1.000 Euro pro Stück 90 Prozent unseres Umsatzes aus. Und 1.000 Euro ist schon ein irrsinnig hoher Preis für einen Fisch. Die oberen 10 Prozent können zwischen 10.000 und 100.000 Euro liegen, aber das sind die Ausnahmen. Die Basis des Geschäfts sind die kleineren Fische, ab 12 bis 15 Zentimeter, bei denen Käufer bei circa 20 Euro einsteigen.

Entscheidend bei uns ist, dass wir nur mit einem einzigen Züchter zusammenarbeiten und mittlerweile über 90 Prozent der japanischen Produktion von Konishi vertreiben. Wir bilden eine echte Symbiose. Fast alles, was Konishi züchtet, kommt zu uns, außer den Fischen, die er für Ausstellungen in Japan braucht oder einzelne Exemplare, die anderweitig verkauft werden.

Ein weiterer Unterschied zum traditionellen Modell liegt in unserer Online-Auktionsstrategie. Wir haben vor etwa zwölf Jahren mit Auktionen ohne Startgebote begonnen, und seitdem finden diese jede Woche bei uns statt. Das hat den saisonalen Charakter aus dem Geschäft genommen. In Japan gibt es Auktionen nur mit Startgebot. Die Fische werden traditionell im Herbst aus den Freilandteichen geholt und dann kommen Händler aus der ganzen Welt nach Niigata, um die Züchter leerzukaufen. Bei uns hingegen läuft das Geschäft das ganze Jahr über.

-BIG: Wie haben Sie diese Strategie entwickelt? Welche anderen Verkaufsmethoden wenden Sie an?

Martin Kammerer: Als ich Anfang der 2000er die Vereinbarung mit Konishi getroffen habe, redete jeder über Auktionen und Ebay. Ich bat meinen Programmierer, ein unfertiges Auktionsmodul zu suchen und auf unserer Website zu implementieren. Er hat das Auktionshaus drum herumgebastelt und wir begannen mit wenigen Fischen unseren Onlinehandel. Unsere Strategie war damals für kurze Zeit, dem Auktionsverlierer mit dem zweithöchsten Gebot 3 Prozent des Auktionspreises als Konishi Koi-Points auf sein Kundenkonto gutzuschreiben. Dadurch ist das Auktionshaus relativ schnell gewachsen.

Koi mit einer Qualität zwischen 70 Prozent und 90 Prozent werden überwiegend über das Auktionshaus verkauft. Für die 2-jährigen Fische liegt der Preis meistens zwischen 700 und 2.000 Euro. Ein Teil geht zum Direktkauf und ein Teil bleibt weiter zur Aufzucht in Japan. Die oberen 10 Prozent werden zu einem in Japan festgelegten Festpreis, zwischen 5.000 und 10.000 Euro, manchmal noch mehr, verkauft. Die Preis-Größenrelation steigt bei Koi exponentiell.

J-BIG: Wie groß ist der Koi-Markt in Deutschland?

Martin Kammerer: Laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2022 etwa 106.000 Koi aus Japan nach Deutschland importiert. Wir verkaufen zwischen 20.000 und 30.000 Koi pro Jahr, also vielleicht ein Viertel bis ein Drittel des deutschen Marktes.

Hierzulande gibt es etwa 3 Millionen Gartenteiche, und in etwa 700.000 davon schwimmen Koi – manchmal ohne, dass der Besitzer überhaupt weiß, dass es sich um Koi handelt. Unser YouTube-Kanal, der hauptsächlich von Deutschen abonniert wird, hat etwa 95.000 Abonnenten und wächst täglich um etwa 30 neue. Ich schätze die Zahl der ernsthaften Koi-Liebhaber in Deutschland auf etwa 100.000, und diese Zahl wächst ständig.

Lisa-Marie Kammerer: Unsere Teichschauen sind immer ausgebucht, und auch die professionellen Teichbauer haben mehr Aufträge, als sie bewältigen können. Interessanterweise werden unsere Kunden auch immer jünger. Man denkt vielleicht, es sei ein Hobby für die ältere Generation, aber wir haben viele junge Leute in ihren Zwanzigern, die sich einen Koi-Teich bauen. Oft sind es Männer, die Koi als Hobby verfolgen.

Die Konishi Europe GmbH verkauft zwischen 20.000 und 30.000 Koi pro Jahr.
J-BIG: Und woher kommt dieses wachsende Interesse?

Martin Kammerer: Ein interessantes Phänomen ist, dass viele Karpfenangler zu Koi-Liebhabern werden. Sie sehen auf Social Media und unserem YouTube-Kanal, dass man diese schönen Tiere in vielen Farben bekommen und selbst großziehen kann. Viele Karpfenangler steigen auf Koi um oder betreiben beide Hobbies parallel. Manche bauen sich sogar in der Garage ein 10.000-Liter-Becken und ziehen dort ihre Fische groß.

Die Koi von Konishi werden auch außergewöhnlich groß, was sie besonders attraktiv macht. Jede Koi-Farm hat ihre eigene Spezialisierung: Sakai zum Beispiel macht die besten rot-weißen Fische, während Konishi für besonders große gelbe Koi bekannt ist.

Die Zahl der Koi-Liebhaber in Deutschland nimmt stetig zu – viele sind junge Männer in ihren Zwanzigern, erklärt Lisa-Marie Kammerer.
J-BIG: Wie funktioniert der Generationswechsel in Ihrem Unternehmen? Lisa-Marie, wie sind Sie in das Geschäft eingestiegen? 

Lisa-Marie Kammerer: Die Frage, ob ich in die Firma einsteigen würde, stellte sich mir erst, als ich erwachsen wurde, nicht schon als Kind. Ich bin zwar mit dem Koi-Business aufgewachsen, aber es war nie mein Hobby. Ich saß nicht ständig am Koi-Teich. Doch irgendwann, mit etwa 18 Jahren, dachte ich, dass mir die Arbeit in der Firma durchaus Spaß machen könnte.

Seit drei Jahren arbeite ich nun Vollzeit hier und bin schnell in die Rolle hineingewachsen. Heute könnte ich mir nichts anderes mehr vorstellen. Die Arbeit erfüllt mich und macht mir Spaß. Ich bin in die Fußstapfen meines Vaters getreten, möchte aber auch meinen eigenen Charakter und meine eigenen Ideen einbringen.

J-BIG: Wo sehen Sie Potenzial für Ihre eigenen Impulse im Unternehmen?

Lisa-Marie Kammerer: Ich habe begonnen, verstärkt auf Instagram und TikTok aktiv zu sein. Während mein Vater früher immer vor der Kamera stand, bin ich jetzt diejenige, die in den Videos auftritt. Dadurch kann ich im Marketingbereich meinen eigenen Stil und Ideen einbringen und auch jüngere Zielgruppen ansprechen. Das Thema bleibt zwar mit den Fischen immer dasselbe, aber die Art, wie wir es präsentieren, kann sich weiterentwickeln.

Ich komme außerdem stark nach meinem Vater und wir verstehen uns blind. Ich habe gesehen, wie er arbeitet und habe diese Herangehensweise übernommen. Ich bin auch ein spontaner Mensch und arbeite intuitiv – das hat von Anfang an gepasst und dadurch laufen die Entscheidungsprozesse bei uns problemlos.

Martin Kammerer: Trotz unserer intuitiven Arbeitsweise haben wir ein sehr strukturiertes Geschäft aufgebaut. Unsere Auktionen beginnen jeden Montag um 20 Uhr und enden am darauffolgenden Sonntag um 20 Uhr – seit zwölf Jahren ohne Ausnahme. Wir haben regelmäßige Aktionen wie unsere Weihnachts- und Osterfutter-Angebote. Jeden Morgen um 6 Uhr erscheinen zwei neue Videos auf unserem YouTube-Kanal, und das seit fast zehn Jahren. Wir haben ein Grundgerüst, an dem sich alles orientiert, aber was darum herum passiert, ist Intuition.

J-BIG: Wie sieht die Zusammenarbeit mit Konishi in Japan aus?

Martin Kammerer: Die Zusammenarbeit mit Japan ist von großem Vertrauen geprägt. Wenn wir einen neuen Import aus Japan bekommen, weiß ich oft bis kurz vorher nicht, was kommt oder was es kostet. Ein paar Tage vorher rufe ich dann an und frage nach, damit ich die Becken vorbereiten kann. Diese Verflechtung funktioniert so gut, dass es sich anfühlt, als wären wir eine einzige Firma – wir sind die Vertriebsorganisation, und Konishi in Japan ist die Produktion.

Es gibt natürlich kulturelle Unterschiede. Japaner haben zum Beispiel eine andere Art, ihre Neugierde und Begeisterung zu zeigen. Ein Beispiel: In zehn Jahren wurde ich noch nie auf eines unserer Videos angesprochen, selbst wenn wir den spektakulärsten Garten mit den größten Koi zeigen.

Erst nach der Corona-Pandemie, als ich wieder nach Japan reisen konnte, habe ich durch ein zufälliges Gespräch in einer Bar zum ersten Mal erfahren, was Joji Konishi über mich und unser Unternehmen denkt. Er war voller Begeisterung und erzählte, dass ich der einzige Koi-Händler auf der ganzen Welt sei, der während der Pandemie gesagt hat: „Schick mir deine Ware, wenn ihr sie in Japan nicht lagern könnt – ich werde sie hier verkaufen.“ Ohne dieses Gespräch mitzuhören, hätte ich nie erfahren, wie er über uns denkt.

Martin Kammerer gibt Einblicke in die Zusammenarbeit und das langjährige Vertrauensverhältnis mit Konishi in Japan.
J-BIG: Sie haben erwähnt, dass Sie die Saisonalität aus dem Geschäft genommen haben. Wie sieht ein typisches Geschäftsjahr von der Aufzucht bis zum Verkauf der Fische aus?

Martin Kammerer: Wir haben unser Geschäftsmodell so strukturiert, dass wir nicht vollständig von der Saisonalität abhängig sind. Bezüglich des Fulfillments – der Auslieferung der Fische an unsere Kunden – ist unser Geschäft aber schon sehr saisonal. Das machen wir von Mitte April bis Ende August oder Mitte September, wenn die Teiche warm genug sind. Bei den meisten Koi-Händlern ist diese Saisonalität auch wirtschaftlich bestimmend.

Unsere Arbeit ist aber über das ganze Jahr verteilt. Ich reise jedes Jahr im Oktober und November nach Hiroshima, wenn die neuen Fische aus der Aufzucht kommen. Dann präsentieren, fotografieren und dokumentieren wir die Ware. Von Oktober bis Ende April versteigern wir hauptsächlich Fische, die noch in Japan sind. Die Kunden kaufen und bezahlen sie, bekommen sie aber erst im Mai oder Juni geliefert. So haben wir wirtschaftlich ein normales Geschäft, auch wenn das Fulfillment saisonal bleibt.

Die Auslieferung der Fische an die Kunden findet meist von Mitte April bis Ende August statt, wenn die Teiche warm genug sind.
J-BIG: Sie haben neben dem Fischverkauf auch ein großes Futtergeschäft aufgebaut. Wie kam es dazu?

Martin Kammerer: Das hat leider einen traurigen Grund. Und zwar haben wir unser heutiges Futtergeschäft dem großen Erdbeben im Jahr 2011 zu verdanken. Wir bezogen unser Futter immer aus Japan, was mit langen Lieferzeiten und schwer planbaren Mengen verbunden war. Als das Erdbeben kam, wurde die Futterfabrik NOSAN in Shiogama, die für Konishi produzierte, teilweise zerstört. Zwölf Tonnen fertiges Futter, das für uns bestimmt war, wurden ins Meer gespült.

Danach konnte das Futter dort nicht mehr produziert werden, und Joji Konishi gab uns die Lizenz, sein Futter in Europa herzustellen. Wir fanden einen spezialisierten Hersteller in der Schweiz, die Firma Hokovit Hofmann, die das Futter sogar um einen besonderen Stoff erweiterte. So konnten wir die Futterproduktion in die Schweiz verlagern und haben dort einen ebenso starken und innovativen Partner wie in Japan.

J-BIG: Welchen Anteil macht das Futtergeschäft an Ihrem Gesamtumsatz aus?

Martin Kammerer: Zwischen dem Fisch- und Futterverkauf ist es inzwischen eine 50/50-Verteilung. Das mag überraschen, aber man muss bedenken: Den Fisch kauft man einmal, aber man füttert ihn viele Jahre lang. Außerdem ist die Anzahl der Kunden, die wir mit unseren Fischen versorgen können, begrenzt, da die Produktion limitiert ist. Das Futter hingegen ist nicht limitiert.

Viele unserer Kunden kaufen nicht jedes Jahr neue Fische, aber sie müssen ihre vorhandenen Fische weiter ernähren. Und wir haben auch Futterkunden, die ihre Fische nicht von uns haben. Unser Futter ist wirklich innovativ und speziell auf die europäischen Bedingungen hin entwickelt. Die Zahl der Futterkunden wächst jedes Jahr, während die Zahl der Fischkunden aufgrund der begrenzten Produktionskapazität bei Konishi stabil bleibt. In fünf Jahren wird das Futtergeschäft wahrscheinlich größer sein als das Fischgeschäft.

 
Genau wie die über 100 Jahre alte Konishi-Koi-Farm in Japan ist auch Konishi Europe ein Familienbetrieb: Mit Tochter Lisa-Marie hat Martin Kammerer bereits eine Nachfolgerin für sein Geschäft gefunden.
J-BIG: Wie hoch ist Ihr Gesamtumsatz?

Martin Kammerer: Um ein paar Zahlen zu nennen: Hier im baden-württembergischen Abstatt besteht unser Team aus Lisa-Marie, mir und zwei weiteren Mitarbeitern. Wir verkaufen etwa 30.000 Fische pro Jahr, das sind etwa 1 Prozent aller in Japan gezüchteten Koi. Dazu kommen ein paar 10.000 Futterpackungen. Unser Gesamtumsatz liegt im einstelligen Millionenbereich.

J-BIG: Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

Martin Kammerer: Die Nachfolgeregelung ist ein wichtiges Thema, das auch unsere japanischen Partner sehr interessiert. Makoto Konishi, der die vierte Generation repräsentiert, hat zwei Töchter, und ich habe Lisa-Marie. Es wird also wahrscheinlich ein Frauen-Unternehmen werden, was beide Seiten sehr freut. Die langfristige Kontinuität ist sowohl für uns als auch für Konishi von großer Bedeutung.

Wir werden weiterhin auf unsere Stärken setzen: die exklusive Partnerschaft mit einem der besten Koi-Züchter der Welt und einem der besten Futterhersteller in Europa. Diese doppelte Basis macht uns unabhängig und krisensicher. Sollte es in Japan aufgrund von Naturkatastrophen oder anderen Ereignissen zu Problemen kommen, kann unser Futtergeschäft weiterlaufen.

Mit Leidenschaft treiben Martin und Lisa-Marie Kammerer das Koi-Geschäft in Europa voran.
J-BIG: Eine letzte Frage: Wo sehen Sie im Koi-Geschäft kulturelle Verbindungen oder Unterschiede zwischen Japan und Deutschland?

Martin Kammerer: Tatsächlich gibt es eine direkte Verbindung. In Japan werden bestimmte Koi-Varietäten als „Doitsu“ bezeichnet, was „deutsch“ bedeutet. Diese Koi haben wenige oder gar keine Schuppen, ähnlich wie der deutsche Spiegel- oder Lederkarpfen. Diese Karpfenarten wurden zwischen 1910 und 1918 von Deutschland nach Japan exportiert.

Heute gibt es praktisch jeden Koi, den es mit normaler Beschuppung gibt, auch in einer „deutschen“ Variante ohne oder mit wenigen Schuppen. Wenn so ein Koi gezüchtet wird, wird in der Regel das Wort „Doitsu“ vorangestellt. Es ist wirklich amüsant, als Deutscher in diesem Geschäft zu sein, weil etwa jeder vierte Karpfen als „deutscher Rot-Weißer“ oder „deutscher Pfau“ bezeichnet wird.

Lisa-Marie Kammerer: Was man dabei auch sieht, ist die japanische Perfektionierung. Ein Doitsu-Koi hat fast keine Schuppen, aber eine perfekte Seitenlinie, auf der eine Schuppe neben der anderen liegt. Wenn man einen deutschen Spiegelkarpfen anschaut, ist die Anordnung der Schuppen dagegen völlig unregelmäßig. Das zeigt, wie die Japaner selbst die Schuppen der Koi perfektionieren.

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